Recha und du lernen euch nie weiter kennen. Ihr begegnet euch die nächsten Tage zwar ab und zu auf dem Gang, doch sie ignoriert dich. Sie scheint dich kaum zu beachten und versucht dir gezielt aus dem Weg zu gehen. Anfangs wunderst du dich noch darüber, doch irgendwann vergisst du sie. Es vergehen mehrere Jahre, doch in deinem Leben hat sich nicht viel geändert. Immernoch lebst du in der gleichen Wohnung, führst die gleichen Tätigkeiten aus und gehst dem Christentum nach. Doch eines Tages erhältst du einen Brief, der von Nathan stammt. Schwach steigen alte Erinnerungen in deinem Kopf auf.


Lieber Tempelherr,
es ist bereits mehrere Jahre her, dass unsere Wege sich kreuzten. Damals habe ich mir vorgenommen, dass dies auch so bleiben würde. Du fielst damals eine Entscheidung, die ich zu akzeptieren hatte. Man kann keine Freundschaft erzwingen, deshalb ist dies auch nicht das Ziel des Briefes. Sicher kennst du noch meine geliebte Tochter Recha, welche du damals verteidigt hast. Dafür bin ich dir bis heute dankbar, auch wenn sie mittlerweile von uns gegangen ist. Sie starb vor mehreren Monaten bei einem Autounfall. Doch nur dies gibt mir den Mut, dir ein Geheimnis offenzulegen, das ich schon seit vielen Jahren in mir trage. Recha und du seid Geschwister. Ich habe sie als Waise Christin adoptiert und großgezogen wie mein eigenes Kind. Auch, wenn es in Mancher Augen falsch ist, bin ich froh darüber. Was wäre sonst aus dem kleinen Baby geworden?! Ich selbst fand dies erst kurz nach unserer Begegnung heraus, durch einen treuen Freund. Ich hoffe die Nachricht schockiert dich nicht allzu sehr, doch wenn Recha es schon nicht wusste, sollst wenigstens du es erfahren.

Nathan